TrophoTraining – ein (Selbst-)Hilfeprogramm bei Fibromyalgie

Dr. Jakob Derbolowsky

Einen langen Leidensweg haben Betroffene meist bereits hinter sich, wenn Sie uns aufsuchen. Oft sind Jahre vergangen mit zahlreichen Besuche bei unterschiedlichen Arztgruppen, ohne dass eine wesentliche Besserung ihrer Beschwerden erreicht wurde. Doch es besteht berechtigte Hoffnung auf eine Besserung der Situation und Ihrer Beschwerden. Denn zum einen wird das Beschwerdebild immer mehr als eigenständige Krankheit gesehen und entsprechend beforscht. Zum anderen gibt es neue Ansätze beispielsweise durch die Psychopädie und das TrophoTraining, mit deren Einsatz zumindest eine Linderung der Beschwerden zu erreichten ist.

Was hat es damit auf sich und wie geht das?

1. Ein Mensch, der unter Fibromyalgie leidet, hat nicht nur Schmerzen und eine große Körpersensibilität, die zu diesem Krankheitsbild dazu gehört; er hat auch ein Verhältnis zu seiner Krankheit, seinen Schmerzen und zu seinem Körper, an dem er die Schmerzen spürt. Da Schmerzen etwas Subjektives sind, werden sie von anderen oft nicht nachempfunden. Das Leid wird daher oft als eine Flucht, ein sich drücken vor der aktiven Bewältigung der
Lebensaufgaben verstanden, noch dazu, wo man kaum etwas als klare Ursache nachweisen kann. Die Folge sind negative Veränderungen in seinem privaten und beruflichen Umfeld, die ihrerseits die Beschwerden verstärken. Hinzu kommt die wissenschaftliche Unsicherheit, denn es ist bisher weder gelungen eindeutige Ursachen noch Zusammenhänge zwischen Ursachen und Folgen aufzuklären und noch eine durchgreifende oder zumindest wesentlich lindernde Therapie zu entwickeln. Dieses Leben in einer Art „Niemandsland“ ist unheimelig und ängstigend. Gesteigert werden sie noch durch die bisherigen Aussichten auf ihr weiteres Leben und durch die Ängste, die die Schmerzen ganz allgemein begleiten. Zu allem Überfluss bewirken diese Ängste einen gerade bei dieser Krankheit besonders fatalen Mechanismus, der von sich aus die Beschwerden nicht nur aufrecht erhält, sondern sogar verstärkend wirkt. Man könnte von einer Teufelsspirale sprechen. Sie bildet sich aus dem Zusammenwirken von Angst, von Spannung und von Schmerz.

Angst drückt sich körperlich in muskulärer Anspannung aus. Ein uralter, instinktiver Überlebensmechanismus des Menschen, der, wie wir aus der Stressforschung wissen, bei vermutetern Gefahr seinen Körper und sich in erhöhte Alarmbereitschaft und Reaktionsfähigkeit versetzt. Kann diese Angst nicht entsprechend beseitigt werden oder dauert sie länger an, dann bleibt die Muskulatur unter Daueranspannung. Schon bald treten Verkrampfungen mit den entsprechenden Gewebebelastungen auf und im weiteren kann es zu psychosomatischen Erkrankungen kommen. Nur wenn durch eine Abreaktion (dies kann körperliche Aktivität aber auch ein Gebet sein) die Alarmbereitschaft wieder aufgehoben wird, können sich Körper und Mensch wieder erholen. Verspannungen ihrerseits werden vor allem dadurch bemerkt, dass sie Schmerzen oder im seelischen Bereich Kummer verursachen. Schmerzen aber machen Angst, vor allem wenn ihre dahinter liegenden Ursachen nicht erkannt sind und auf die daher nicht angemessen und gezielt reagiert werden kann. Die sich selbst verstärkende Spirale beginnt sich zu drehen. Solche Zusammenhänge, die gerade bei der Fibromyalgie verschlimmernd wirksam sind, wurden von Grantly Dick-Read für die Geburtshilfe vor vielen Jahren belegt. Sie sind heute fester Wissensbestandteil schmerzphysiotherapeutischer Ausbildungen und werden von speziell in der Schmerzbehandlung ausgebildeten Physiotherapeuten berücksichtigt. Bei der Fibromyalgie hat die Schmerzspirale eine besondere Bedeutung, da sich die körperliche Symptomatik vor allem im muskulären Bereich abspielt. Zu dem zur Krankheit gehörenden Muskelschmerz wird auf diesem Wege noch ein weiterer Muskelschmerz hinzugefügt. Für die Behandlung der Fibromyalgie und die Linderung der Beschwerden kommt es zuallererst darauf an, aus dieser negativen, sich selbst verstärkenden Spirale auszubrechen.

2. Im seelischen Bereich, und damit meine ich hier den Umgang des Menschen mit sich selbst, ist zu bedenken, dass wir Menschen dazu neigen, unseren Körper wie einen Sklaven anzusehen, der das zu machen hat, was wir wollen und der uns funktionierend zur Verfügung zu stehen hat, wann und wie immer wir das wollen, auch dann, wenn es ihn beispielsweise überfordert oder schädigt. Versagt dieser Körper uns seine Mithilfe durch Schmerz oder Krankheit, so nehmen wir meist eine ablehnende Haltung ihm und den betroffenen Körperorganen oder Regionen gegenüber ein. So höre ich in meiner Sprechstunde öfter, dass man am liebsten diesen Teil, diese schmerzhafte Stelle, usw. einfach weggeschnitten und ggf. durch ein heiles Teil ersetzt bekommen möchte. Manchmal wird noch hinzugefügt, dass der liebe Gott in diesem Fall etwas nicht so optimal geschaffen hat. Mit „Wegschneiden“ ist es jedoch nicht getan, denn hinterher fehlt ja etwas und das ursächliche Problem, als dessen Folge das Leid entstanden ist, bleibt ja weiter bestehen. Da alle Menschen tatsächlich lebenslänglich auf ihren Körper angewiesen sind, mit ihm alle Freuden und Leiden teilen müssen, ihm nicht auskönnen, macht es Sinn, über einen anderen Umgang mit sich und seinem Körper nachzudenken und diesen dann anders zu gestalten. Dies gilt nicht nur bei Fibromyalgie, sondern für alle Erkrankungen und natürlich in der für eine gute Vorbeugung. Solche Umgangsänderung mit sich selbst und insbesondere mit seinem Körper sind eine Grundlage dafür, dass die dem Menschen innewohnenden Möglichkeiten zur Selbsthilfe (Heilung) optimal aktiviert werden und bei der Gesundung eine wesentliche Rolle übernehmen können. Es ist sicher einleuchtend, dass unser Körper, wenn man ihm so ablehnend gegenübersteht, nicht gerade bestrebt ist, dies mit besonders gutem Funktionieren zu belohnen.
Vergleicht man dies Geschehen einmal mit dem Umgang mit Freunden, wird dieser Zusammenhang sofort klar: man wird einen Freund, der gerade Kummer oder einen Schmerz hat, kaum beschimpfen, sondern möglichst liebevoll trösten. Und wenn man jemand nicht mag, wird man ihn kaum fördern oder unterstützen.

Die von mir vertretene Psychopädie hat zum Inhalt, Menschen dabei zu helfen, ihren Umgang mit sich, aber auch mit dem Nächsten und mit Gott und der Welt so gestalten zu lernen, dass die größtmögliche Gesundheit gelebt werden kann. In dem mit meinem Vater zusammen geschriebenen Buch „Liebenswert bist Du immer“ werden diese Zusammenhänge und einige hilfreiche Übungen für den Alltag ausführlich beschrieben.

TrophoTraining
Es ist als eine Selbsthilfeübung für jeden Tag auf der Grundlage psychopädischen Wissens und Vorgehens entstanden. Bei Fibromyalgie ist es auch deshalb besonderes wirksam, weil es bei der oben beschriebenen Schmerzspirale gleichzeitig bei der Angst, der Spannung und dem Schmerz ansetzt. Die Übungen des TrophoTraining sind eine Anleitung zum Wohlfühlen und zur Entkrampfung durch spezielle Konzentrationsübungen auf eigene körperliche und seelische Sachverhalte. Beispielsweise auf die Tatsache, dass der Körper tatsächlich Gewicht hat und warm ist (aufgrund der Tatsache, dass Blut fließt). Da sich das Bewusstsein, die Vorstellung von tatsächlichen Sachverhalten aufgrund von Naturgesetzen körperlich stets umsetzt, geschieht es mit diesen einfachen Übungen dann ganz von selbst, dass sich der aktuelle körperliche und seelische Zustand verändert. Beispielweise ist Wärme- und Schweregefühl verknüpft mit muskulärer Entspannung. TrophoTraining enthält auch Vorstellungen, die bewirken, dass innere Leistungs- und Erfolgszwänge auf ein normales Maß reduziert werden. Das Ergebnis ist, dass sich mehr Gelassenheit gegenüber den vielfältigen Reizen und Anforderungen durch die Außenwelt einstellt. Gleichzeitig fördert es ein freundschaftliches Bewusstsein von unserem Körper, das angefüllt ist von Dankbarkeit und Warmherzigkeit dafür, dass wir unseren Körper haben (denn ohne ihn könnten wir nicht leben).
Das TophoTraining ist einfach zu erlernen. Die Grundübungen können allein bereits mit Hilfe des Anleitungsbuches zufriedenstellend erlernt werden. Der tägliche Übungsaufwand ist mit jeweils 3 x einer Minute so gering, dass er leicht routinemäßig in den Alltag eingebaut werden kann, wie beispielsweise eine Medikamenteneinnahme. Für die regelmäßig Übenden besteht berechtigte Hoffnung, dass durch die Anwendung des TrophoTrainings nicht nur eine kurzfristige und oberflächliche Besserung der aktuellen Beschwerden erreicht wird. Vielmehr ist aus den beschriebenen Gründen eine dauerhafte Besserung des Gesundheitszustandes und des Umgangs mit dem Leben und damit der Lebensqualität zu erwarten. Noch bleibt es weiteren Untersuchungen vorbehalten, herauszufinden inwieweit die Anwendung von TrophoTraining und Psychopädie auf die Ursachen der Fibromyalgie einwirkt.

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Die Bücher zum TrophoTraining und zur Psychopädie sind erhältlich bei
Psychopädica Vertrieb, Im Tann 16, 82110 Germering, www.buch.de und im Buchhandel:

J. Derbolowsky: TrophoTraining – So fühle ich mich wohl;
Buch ISBN 3933400058, HörbuchCD ISBN 3933400066
U. u. J. Derbolowsky: Liebenswert bist Du immer – So schützen Sie Ihre seelische Gesundheit;
ISBN 3873874733

J. Derbolowsky: Egoismus, Selbstliebe und das Liebesgebot (Kassette Rundfunksendung)
Infos erhalten Sie von der Priv. Akademie für Psychopädie, Im Tann 16, 82110 Germering,
Fax 089-894 8121, email infos@derbolowsky.de; www.derbolowsky.de


Dr. Jakob Derbolowsky
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